Kreativität

Hast du dir auch schon einmal Gedanken zu deiner Kreativität gemacht? Eventuell hast du dich sogar dabei ertappt, eine Denkblockade auf dein Alter zu schieben? Ob diese Ausrede eine Daseinsberechtigung hat, kannst du hier nachlesen!

Albert Einstein

Ein amerikanisches Unternehmen untersuchte die charakteristischen Merkmale von Erfindern. Man wollte feststellen, wie viele Erfindungen die einzelnen Erfinder in bestimmten Altersstufen gemacht hatten. Natürlich war niemand darunter, der jünger als 18 Jahre alt war, da technische Mitarbeiter gewöhnlich im Alter von 18–22 Jahren eingestellt wurden. Da es ein paar Jahre dauerte, bis diese „Fuß gefasst“ hatten, waren sie um die dreißig Jahre alt, als sie anfingen, bei der Patentabteilung Mitteilungen über Erfindungen einzureichen. Bei den älteren Angestellten sank die Zahl der eingereichten Erfindungen dann wieder stark ab. Die Untersuchung ergab, dass die meisten Erfindungen im Alter zwischen dreißig und vierzig Jahren gemacht wurden und die Kreativität der Mitarbeiter danach stark abnimmt.

Schließlich wies jemand darauf hin, dass das Ergebnis der Untersuchung ausschließlich auf der Zahl der eingereichten Meldungen über Erfindungen basierte. Nun weiß man, dass junge Menschen viele kreative Impulse haben, sie jedoch nicht so gut darin sind, diese kritisch zu filtern.

Die kreativste Epoche im menschlichen Leben ist wahrscheinlich die Zeit zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr, wenn wir all die Dinge lernen, die wir benötigen, um in der Welt als menschliche Wesen überleben zu können. Wir entwickeln uns in dieser Zeit vom Baby zum voll funktionsfähigen Menschen. Viele Attribute der Jugend sind notwendig, damit sich der Mensch erfolgreich kreativen Ideen widmen kann. Ein Beispiel hierfür ist der Optimismus. Hingegen beschäftigen sich junge Menschen weniger mit der Einschätzung und dem Filtern ihrer Ideen.

Irgendjemand sagte einmal: „Russel Varian (der Erfinder des Kleistrons) hat jeden Augenblick eine neue Idee, und manche von diesen sind gut.“ Man kann Ideen nicht gleichzeitig produzieren und sie in der ersten Phase schon kritisch untersuchen. Also berücksichtigte man in einer zweiten Untersuchung alle eingereichten Erfindungen, die wirklich gut waren. Die erste Feststellung entsprach derjenigen in der ersten Statistik: Es gab unter den Erfindern niemanden, der jünger als achtzehn oder zwanzig Jahre alt war. Die Ergebnisse deuteten nach wie vor darauf hin, dass die Kreativität der Angestellten im fortgeschrittenen Alter erheblich nachließ. Man glaubte damals, dies sei nun ein realistisches Ergebnis.

Doch die untersuchende Firma gab sich auch mit diesem Ergebnis nicht zufrieden. Viele Patentanträge werden anerkannt, führen aber nie zu einer praktischen Auswertung. Also entschloss man sich, die wertvollsten Erfindungen der Firma zu prüfen und festzustellen, wie alt die Urheber zum Zeitpunkt der Erfindung gewesen waren. Diesmal kam ein brauchbares Ergebnis zustande: Die Alterskurve der Personen brauchbarer Patente war deutlich langgezogener als die der früheren Untersuchungen.

Damit beschloss man, noch eine letzte Untersuchung durchzuführen. Nun hieß es: „Wir wollen uns nicht nur mit Patenten beschäftigen, sondern auch Gemälde und musikalische Kompositionen mit einbeziehen.“ Man wollte sich also auch außerhalb der Firma umschauen und dabei die gleichen Kriterien anwenden, die bei der Analyse der brauchbaren Patente galten.

Jene letzte Untersuchung ergab, dass bedeutende musikalische Kompositionen im Alter von zehn Jahren geschaffen worden waren und dass es Erfindungen gab, die von achtzigjährigen stammten. Es stellte sich heraus, dass es keine spezielle Korrelation zwischen Alter und Kreativität gab. Die Kurve war insgesamt fast eine Gerade – ein Hinweis darauf, dass die Fähigkeit zu bedeutenden Leistungen nicht von einem bestimmten Alter abhängt.

Die entscheidende Aussage der ersten Untersuchungen lautet, dass junge Menschen ihre Ideen gewöhnlich nicht filtern. Ein sechzigjähriger reicht weniger Patentanträge ein, weil er besser weiß, worauf es ankommt. Er weiß ziemlich genau, welche Ideen zu nichts führen werden, und deshalb filtert er diese von vornherein aus. Der Dreißigjährige reicht mehr Ideen ein, weil sein Geist ständig aktiv ist und weil er noch nicht über die notwendigen Filter verfügt.

Dass im Geiste eines jungen Menschen ständig neue Ideen auftauchen, ist völlig in Ordnung. Nur ähneln junge Menschen häufig der „Russell-Variante“: Sie haben jeden Augenblick eine neue Idee, und gelegentlich ist auch einmal eine gute darunter.

Sowohl das untersuchende Unternehmen als auch die Urheber der amerikanischen Verfassung glaubten, dass kreative Tätigkeit etwas Besonderes sei. Sie waren der Meinung, dass die Tätigkeit des Erfinders sich von der Art der Aktivität unterscheide, die erforderlich ist, um Menschen bei der Ausführung einer bestimmten Aufgabe zu leiten oder um ein Unternehmen zu führen.

Es bleibt die Frage: „Was ist das eigentlich, der Akt des Erfindens? Unterscheidet sich die Tätigkeit des Erfindens von der geistigen Aktivität, die erforderlich ist, um sich auszudenken, was man zum Abendessen zu sich nehmen möchte?“