Verallgemeinerung / Generalisierung
Definition
Im NLP bezeichnet Verallgemeinerung den Prozess, bei dem bestimmte Elemente oder Aspekte einer ursprünglichen Erfahrung abstrahiert werden, sodass sie stellvertretend für eine größere Kategorie stehen. Dieser kognitive Mechanismus ermöglicht es uns, aus Einzelerlebnissen Regeln oder Muster abzuleiten, die wir auf ähnliche Situationen übertragen. Richard Bandler und John Grinder beschrieben Verallgemeinerung als „den Prozess, durch den Teile eines ursprünglichen Modells von der ursprünglichen Erfahrung abgelöst werden, um dann die gesamte Kategorie, von der diese Erfahrung ein Beispiel darstellt, zu verkörpern“.
Ursprung und theoretischer Hintergrund
Das Konzept der Verallgemeinerung basiert auf Erkenntnissen aus Linguistik, Kybernetik und Kognitionspsychologie. Bandler und Grinder erkannten, dass Verallgemeinerungen eine Schlüsselrolle im menschlichen Denken und in der Sprache spielen. Im Meta-Modell der Sprache ist die Verallgemeinerung eine der drei zentralen Sprachverzerrungen – neben Tilgung und Verzerrung. Während Verallgemeinerung notwendig ist, um Erfahrungen zu strukturieren, kann sie problematisch werden, wenn sie zu rigiden Glaubenssätzen führt.
Anwendungsbeispiele
- Sprachliche Verallgemeinerung: Ein Klient sagt: „Ich kann niemals vor Gruppen sprechen.“ – Aus wenigen Erfahrungen wird eine allgemeine Regel abgeleitet.
- Lernprozesse: Ein Kind lernt, dass heiße Herdplatten gefährlich sind, und überträgt dieses Wissen auf alle heißen Gegenstände.
- Coaching: Ein Coach erkennt die Verallgemeinerung „Ich werde immer übersehen“ und hinterfragt sie durch konkrete Gegenbeispiele.
Einsatzbereiche
- Therapie: Aufdeckung hinderlicher Generalisierungen, die aus negativen Erfahrungen entstanden sind.
- Kommunikationstraining: Förderung präziserer Sprache und bewussterer Ausdrucksformen.
- Persönlichkeitsentwicklung: Überprüfung und Erweiterung eigener Glaubenssysteme.
- Lernprozesse: Nutzung von Verallgemeinerung, um Wissen auf neue Kontexte zu übertragen.
Methoden und Übungen
- Meta-Modell-Fragen:
Zielgerichtetes Hinterfragen von Verallgemeinerungen:
- „Immer? Kannst Du ein Beispiel nennen, bei dem das nicht so war?“
- „Wer genau?“
- Reframing: Veränderung des Bedeutungsrahmens einer Verallgemeinerung, um neue Perspektiven zu ermöglichen.
- Ankerübungen: Aufbau positiver Erfahrungen, die helfen, einschränkende Generalisierungen zu relativieren.
Synonyme
- Generalisierung
- Abstraktion
- Denkverzerrung (in der Psychologie)
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Kognitiver Nutzen: Verallgemeinerung ist grundlegend für Lernen und Problemlösung – sie ermöglicht uns, aus Einzelfällen Regeln zu bilden.
- Praktischer Nutzen im NLP: Erkennen und Auflösen hinderlicher Generalisierungen fördert flexible Denk- und Verhaltensmuster.
Kritik oder Einschränkungen
- Verzerrungsgefahr: Wenn Verallgemeinerungen unreflektiert bleiben, können sie zu starren oder fehlerhaften Denkmustern führen (z. B. Stereotype).
- Einschränkung der Wahrnehmung: Pauschale Überzeugungen wie „Ich bin nicht gut genug“ verhindern individuelle Differenzierung.
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1975). The Structure of Magic I. Science and Behavior Books, Palo Alto.
- Dilts, R. (1990). Belief Systems and Change in NLP. Meta Publications, Santa Cruz.
- Dweck, C. (2006). Mindset: Changing the Way You Think to Fulfil Your Potential. Random House, New York.
Metapher oder Analogie
Verallgemeinerungen sind wie das Zeichnen einer Landkarte: Eine Karte zeigt die wichtigsten Elemente eines Gebiets, lässt jedoch Details aus, um Übersicht zu schaffen. Wenn wir die Karte (unsere Generalisierung) nie überprüfen, riskieren wir, dass sie ungenau oder verzerrt bleibt. Erst durch bewusstes Hinterfragen und Nachjustieren entsteht ein realistischeres Bild der Landschaft – oder unseres Erlebens.






