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Strategie (Strategy)

Definition

Im NLP beschreibt eine Strategie die zeitliche Abfolge innerer Repräsentationssysteme (Visuell, Auditiv, Kinästhetisch usw.) und ihrer Untereigenschaften, die Menschen nutzen, um Gedankenmuster, Verhaltensweisen oder Glaubenssätze zu erzeugen. Strategien können sowohl blitzschnelle, unbewusste mentale Prozesse als auch komplexe, langfristige Handlungsabläufe umfassen. Sie basieren auf dem TOTE-Modell (Test – Operate – Test – Exit), einem kybernetischen Modell, das beschreibt, wie Menschen Prozesse in klaren, überprüfbaren Phasen durchlaufen.

Ursprünge und theoretischer Hintergrund

Das Konzept der Strategie im NLP wurde von Robert Dilts und anderen Mitbegründern des NLP entwickelt und baut auf dem TOTE-Modell (Miller, Galanter & Pribram, 1960) auf. Dieses Modell wurde ursprünglich in der Kybernetik entwickelt, um zu erklären, wie Organismen ihre Handlungen durch wiederholte Schleifen von Testen, Operieren und Anpassen steuern. Im NLP wird dieses Modell erweitert, um zu beschreiben, wie Menschen innere und äußere Reize sequenziell verarbeiten – etwa beim Entscheiden, Lernen, Motivieren oder Problemlösen. Dabei liegt der Fokus weniger auf dem Inhalt als auf der Struktur des mentalen Ablaufs.

Anwendungsbeispiele

  • Rechtschreibstrategie: Eine Person hört ein Wort (auditiv extern), konstruiert ein Bild (visuell konstruiert), vergleicht es mit einem erinnerten Bild (visuell erinnert) und entscheidet kinästhetisch, ob es korrekt ist.
  • Motivationsstrategie: Eine Person stellt sich ein Ziel visuell vor, erinnert sich an Erfolge (visuell erinnert), ruft ein Gefühl von Energie ab (kinästhetisch) und plant ihre nächsten Schritte (auditiv intern).
  • Entscheidungsstrategie: Eine Person analysiert Optionen (auditiv intern), bewertet sie gefühlsmäßig (kinästhetisch) und trifft die Entscheidung (visuell erinnert oder auditiv).

Einsatzbereiche

  • Coaching: Untersuchung und Optimierung individueller Strategien zur Entscheidungsfindung oder Zielerreichung.
  • Therapie: Identifikation und Veränderung negativer oder selbstsabotierender Strategien.
  • Lernprozesse: Entwicklung effektiver Lern- und Kreativitätsstrategien (z. B. Walt-Disney-Strategie).
  • Führungskräftetraining: Verbesserung von Problemlösungs-, Kommunikations- und Entscheidungsprozessen.

Methoden und Übungen

  1. Strategie-Erkundung: Der Coach fragt gezielt nach inneren Abläufen: „Was passiert zuerst, wenn Du eine Entscheidung triffst?“ oder „Woran erkennst Du, dass Du fertig bist?“
  2. Strategie-Modellierung: Erfolgreiche Strategien anderer Personen werden analysiert und auf den eigenen Kontext übertragen.
  3. Strategie-Installation: Neue oder angepasste Strategien werden durch Visualisierung und Wiederholung im Unterbewusstsein verankert.
  4. TOTE-Analyse: Bestehende Strategien werden in die Phasen Test – Operate – Test – Exit unterteilt, um Blockaden oder ineffektive Schritte zu erkennen und gezielt zu verändern.

Synonyme oder verwandte Begriffe

  • Verhaltensmuster
  • Handlungsplan
  • TOTE-Modell

Abgrenzung

Im Gegensatz zu allgemeinen Gewohnheiten oder Handlungsmustern konzentriert sich das NLP bei Strategien auf die formale Struktur – also die Reihenfolge und Kombination der Repräsentationssysteme. Nicht der Inhalt der Gedanken, sondern die Abfolge der inneren Prozesse bestimmt die Wirksamkeit einer Strategie.

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen

  • Individuell: Strategien helfen, unbewusste Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und bewusst zu verändern.
  • Praktisch: Die Anpassung innerer Strategien führt zu effizienteren Entscheidungen, Lernprozessen und Handlungen.
  • Wissenschaftlich: Das TOTE-Modell bietet eine theoretische Grundlage für die Erforschung mentaler Abläufe und kognitiver Steuerungsprozesse.

Kritik oder Einschränkungen

  • Wissenschaftliche Validierung: Während das TOTE-Modell empirisch fundiert ist, fehlt für viele NLP-Anwendungsformen der Strategien eine umfassende wissenschaftliche Bestätigung.
  • Komplexität: Die präzise Erkennung und Veränderung von Strategien erfordert Erfahrung und Übung.
  • Missverständnisse: Ohne methodische Anleitung besteht die Gefahr, Strategien falsch zu interpretieren oder anzuwenden.

Literatur- und Quellenhinweise

  • Dilts, R. (1994). Strategies of Genius I. Meta Publications, Santa Cruz.
  • Miller, G. A., Galanter, E., & Pribram, K. H. (1960). Plans and the Structure of Behavior. Henry Holt and Company, New York.
  • Andreas, S., & Faulkner, C. (1994). NLP: The New Technology of Achievement. Real People Press, New York.

Metapher oder Analogie

Die Strategie als Kochrezept

Eine Strategie ist wie ein Kochrezept: Die Zutaten (die einzelnen Repräsentationen) sind wichtig, aber entscheidend ist die Reihenfolge, in der sie kombiniert werden. Wenn die Schritte stimmen, entsteht ein gelungenes Gericht – das gewünschte Ergebnis. Wer jedoch die Reihenfolge vertauscht, riskiert, dass das Ergebnis ungenießbar wird – genau wie bei einer unklaren oder ineffektiven inneren Strategie.