Repräsentations-Systeme der Sprache
Definition
Im NLP bezeichnet der Begriff „Repräsentations-Systeme der Sprache“ die Art und Weise, wie Menschen ihre Wahrnehmung und inneren Erfahrungen sprachlich ausdrücken. Die verwendeten Wörter und Metaphern spiegeln dabei die bevorzugte Sinnesmodalität wider, mit der eine Person ihre Gedanken organisiert und ihre Umwelt wahrnimmt. Diese Repräsentations-Systeme (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch) sind in der Sprache erkennbar, da Menschen häufig Begriffe verwenden, die zu ihren dominanten Wahrnehmungskanälen passen.
- Visuelle Repräsentationen: „sehen“, „klar“, „hell“, „glänzend“, „ein Bild davon haben“
- Auditive Repräsentationen: „hören“, „klingen“, „laut“, „stimmen“, „sich anhören“
- Kinästhetische Repräsentationen: „fühlen“, „spüren“, „greifen“, „drücken“, „locker“
- Olfaktorische Repräsentationen: „duften“, „riechen“, „geruchvoll“
- Gustatorische Repräsentationen: „schmecken“, „bitter“, „süß“, „würzig“
Menschen drücken durch ihre Wortwahl oft unbewusst aus, welche Sinnesmodalität sie bevorzugt nutzen. Das Erkennen dieser sprachlichen Muster ermöglicht NLP-Praktikern, effektiver zu kommunizieren und die Denkweise des Gegenübers besser zu verstehen.
Ursprünge und Theoretischer Hintergrund
Das Konzept wurde in den 1970er Jahren von Richard Bandler und John Grinder im Rahmen der Entwicklung des NLP eingeführt. Sie stellten fest, dass Sprache nicht nur Gedanken abbildet, sondern auch den Wahrnehmungsprozess selbst spiegelt. Die Analyse der sprachlichen Repräsentations-Systeme erlaubt es, die inneren Weltmodelle einer Person zu erkennen und gezielt zu beeinflussen. Das Konzept basiert auf linguistischen und psychologischen Grundlagen, insbesondere der kognitiven Wahrnehmungstheorie.
Anwendungsbeispiele
- Coaching: Ein Klient, der häufig sagt „Ich sehe das klar vor mir“, deutet auf eine visuelle Orientierung hin. Der Coach kann dann mit bildhaften Fragen oder Visualisierungen arbeiten („Wie sieht Dein Ziel konkret aus?“).
- Therapie: Ein Klient, der sagt „Das fühlt sich schwer an“, verwendet kinästhetische Sprache. Der Therapeut kann auf körperliche Empfindungen eingehen, um Zugang zu Emotionen zu schaffen.
- Kommunikationstraining: Teilnehmer lernen, die Repräsentations-Systeme anderer zu erkennen und gezielt anzusprechen, um ihre Kommunikation wirkungsvoller zu gestalten.
- Verkauf und Marketing: Verkäufer passen ihre Kommunikation an die Wahrnehmung ihrer Kunden an. Visuell orientierte Kunden reagieren auf Bilder, während auditive Kunden auf gesprochene Erklärungen ansprechen.
Einsatzbereiche
- Therapie: Erkennen von Sprachmustern, um emotionale Zugänge und Wahrnehmungsstile zu verstehen.
- Coaching: Anpassung der Kommunikation an das bevorzugte Repräsentations-System des Klienten.
- Führung und Teamarbeit: Förderung klarer und empathischer Kommunikation durch Verständnis unterschiedlicher Sprach- und Wahrnehmungsstile.
- Verkauf: Entwicklung individueller Kommunikationsstrategien, die auf den Wahrnehmungskanal des Kunden abgestimmt sind.
- Konfliktlösung: Abbau von Missverständnissen durch Berücksichtigung unterschiedlicher Sprachmuster.
Methoden und Übungen
- Sprachmuster erkennen: Der Coach oder Trainer analysiert häufige Schlüsselwörter in der Sprache einer Person, um deren dominantes Repräsentations-System zu identifizieren.
- Spiegeln des Systems: Verwende in der Kommunikation ähnliche sprachliche Repräsentationen wie das Gegenüber, um Rapport aufzubauen und Verständnis zu fördern.
- Reframing durch Sprache: Übersetze eine Aussage in eine andere Sinnesmodalität, z. B. „Ich sehe keinen Ausweg“ → „Wie würde es sich anfühlen, wenn Du einen Weg spürst?“
Synonyme
- Sinnessysteme
- Kognitive Repräsentationen
- Wahrnehmungsfilter
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Praktischer Nutzen: Das Wissen um sprachliche Repräsentations-Systeme verbessert Kommunikation, Empathie und Verständnis im privaten wie beruflichen Kontext.
- Wissenschaftlicher Nutzen: Erkenntnisse aus Linguistik und Kognitionspsychologie bestätigen die enge Verbindung zwischen Sprache, Wahrnehmung und Denken.
Kritik oder Einschränkungen
- Vereinfachung: Reale Kommunikation ist oft multisensorisch; Menschen kombinieren mehrere Wahrnehmungssysteme gleichzeitig.
- Subjektive Interpretation: Sprachliche Hinweise können unterschiedlich gedeutet werden und sind kontextabhängig.
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1975). The Structure of Magic I. Science and Behavior Books, Palo Alto.
- Dilts, R. (1990). Changing Belief Systems with NLP. Meta Publications.
- O’Connor, J., & Seymour, J. (1993). Introducing NLP: Psychological Skills for Understanding and Influencing People. HarperCollins.
Metapher oder Analogie
Repräsentations-Systeme der Sprache sind wie die Farben der Kommunikation. Jeder Mensch malt mit seinen Worten ein Bild seiner inneren Welt – manche in hellen, visuellen Farben, andere in klangvollen Tönen oder spürbaren Strukturen. Erst wenn wir alle „sprachlichen Farben“ verstehen, erkennen wir das ganze Bild des Erlebens.






