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Präsuppositionen / Vorannahmen

Definition

Präsuppositionen sind stillschweigende Annahmen oder Grundvoraussetzungen, die einer Aussage oder Kommunikation zugrunde liegen. Sie sind oft implizit, nicht direkt ausgesprochen und bilden den Hintergrund für das Verständnis von Sprache. Diese Vorannahmen sind Teil des individuellen oder kulturellen Weltmodells und beeinflussen, wie Informationen interpretiert werden.

Im NLP beziehen sich Präsuppositionen auf grundlegende Annahmen über die Welt, die Kommunikation oder das Verhalten. Sie werden als gegeben betrachtet und prägen, wie Menschen Realität konstruieren und mit anderen interagieren. Sie sind daher zentral für die Interpretation von Sprache und die Entwicklung von NLP-Techniken.

Ursprünge und Theoretischer Hintergrund

Die Idee der Präsuppositionen stammt aus Linguistik und Sprachphilosophie. Arbeiten von Noam Chomsky (generative Grammatik) sowie Austin und Searle (Sprachhandlungstheorie) haben das Konzept wesentlich geprägt. Im NLP werden Präsuppositionen als „selbstverständliche“ Grundannahmen genutzt, die Techniken und Modelle strukturieren. Sie dienen dazu, die Filtermechanismen zu verstehen, durch die Menschen ihre Realität erleben.

Anwendungsbeispiele

  • Therapie: Eine typische NLP-Präsupposition lautet: „Menschen sind in der Lage, Veränderungen zu bewirken.“ Ein Therapeut kann diese implizit in die Kommunikation einfließen lassen, um Hoffnung und Ressourcen zu aktivieren.
  • Coaching: Wenn ein Klient sagt „Ich kann meine Ziele nie erreichen“, könnte der Coach fragen: „Was müsste passieren, damit du deine Ziele erreichst?“ – eine neue Präsupposition wird eingeführt, die Handlungsoptionen öffnet.
  • Führungskräfteentwicklung: Eine hilfreiche Präsupposition lautet: „Jeder Mitarbeiter besitzt Entwicklungspotenzial.“ Diese Annahme fördert eine unterstützende und lösungsorientierte Haltung.

Einsatzbereiche

  • Therapie: Erkennen und Bearbeiten von Grundannahmen, die Wahrnehmung und Verhalten prägen.
  • Coaching: Förderung neuer Perspektiven durch konstruktive Vorannahmen.
  • Kommunikationstraining: Bewusstmachen impliziter Vorannahmen, um Missverständnisse zu vermeiden.
  • Führungskräftetraining: Entwicklung einer ressourcenorientierten Haltung durch positive Präsuppositionen.

Methoden und Übungen

  1. Reframing: Einführung neuer Präsuppositionen, um Probleme in einen anderen Kontext zu setzen („Welche Ressourcen brauchst du, um dein Ziel zu erreichen?“).
  2. Metamodell der Sprache: Fragen stellen, um verborgene Vorannahmen zu hinterfragen („Wie genau weißt du das?“).
  3. Perspektiverweiterung: Hypothetische Fragen nutzen, um Klienten aus starren Annahmen herauszuführen („Was müsste anders sein, damit die Situation lösbar erscheint?“).

Synonyme

  • Glaubenssätze (Beliefs)
  • Kognitive Schemata
  • Weltmodelle

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen

  • Wissenschaftlich: Präsuppositionen sind zentrale Forschungsobjekte in Linguistik und Psychologie, da sie erklären, wie Bedeutung in Kommunikation konstruiert wird.
  • Praktisch: Sie ermöglichen effektive Kommunikation und Problemlösung, indem sie als Grundannahmen in Gesprächen bewusst genutzt werden, um Veränderung zu fördern.

Kritik oder Einschränkungen

  • Unbewusste Übernahme: Präsuppositionen können einschränkend wirken, wenn sie nicht bewusst hinterfragt werden.
  • Missverständnisse: Unterschiedliche Vorannahmen zwischen Gesprächspartnern können zu Konflikten oder Fehlinterpretationen führen.

Literatur- und Quellenhinweise

  • Bandler, R., & Grinder, J. (1975). The Structure of Magic I. Science and Behavior Books, Palo Alto.
  • Dilts, R. (1998). NLP: The New Technology of Achievement. HarperCollins.
  • Bateson, G. (1972). Steps to an Ecology of Mind. Ballantine Books.
  • Searle, J. R. (1969). Speech Acts. Cambridge University Press.

Metapher oder Analogie

Präsuppositionen sind wie unsichtbare Fäden, die die Kommunikation und die Wahrnehmung der Welt lenken. Man sieht sie nicht direkt, doch sie halten die Struktur des Gesprächs zusammen – und bestimmen, wie jemand die Realität interpretiert, ähnlich wie Fäden eine Marionette bewegen.