Präskriptive Regeln
Definition
Präskriptive oder normative Regeln sind Vorschriften, Gebote oder Verhaltensnormen, die das „richtige“ Verhalten in einem bestimmten Kontext definieren. Sie geben vor, wie sich Menschen in sozialen oder kulturellen Situationen verhalten sollen. Diese Regeln können explizit sein (z.B. Gesetze, Vorschriften) oder implizit – vermittelt durch Erziehung, soziale Interaktion oder kulturelle Normen.
Im NLP werden präskriptive Regeln oft mit Beliefs (Überzeugungen) gleichgesetzt, da sie wie innere Glaubenssätze wirken, die das Denken, Fühlen und Handeln steuern. Sie beeinflussen, was Menschen für akzeptabel oder richtig halten, oft ohne sich der genauen Quelle dieser Regeln bewusst zu sein.
Ursprünge und Theoretischer Hintergrund
Der Ursprung präskriptiver Regeln liegt in soziologischen und psychologischen Theorien, die soziale Normen und deren Einfluss auf Verhalten untersuchen. Diese Regeln entstehen im kulturellen und sozialen Kontext und werden häufig unbewusst weitergegeben.
Im NLP bezeichnet man mit präskriptiven Regeln die tief verankerten Überzeugungen, die wie unsichtbare Leitlinien wirken und den Handlungsspielraum einer Person definieren.
Anwendungsbeispiele
- Therapie: Aufdecken unbewusster Regeln, die das Verhalten einschränken (z.B. „Es ist falsch, im Mittelpunkt zu stehen“) und diese durch hilfreichere Überzeugungen ersetzen.
- Coaching: Erkennen und Verändern von limitierenden Regeln, wie „Erfolg ist nur durch harte Arbeit erreichbar“, um flexiblere Denk- und Handlungsweisen zu fördern.
- Konfliktlösung: Verstehen unterschiedlicher präskriptiver Regeln der Konfliktparteien, z.B. zu Kommunikation oder Entscheidungsfindung, um Missverständnisse zu vermeiden.
Einsatzbereiche
- Therapie: Identifikation und Transformation tief verankerter Überzeugungen.
- Coaching: Unterstützung beim Lösen von blockierenden Glaubenssätzen und Etablierung neuer, ressourcenreicher Regeln.
- Führungskräftetraining: Führungskräfte lernen, eigene präskriptive Regeln zu reflektieren und flexibel anzuwenden.
- Konfliktmanagement: Analyse und Vermittlung unterschiedlicher Regeln zur Deeskalation.
Methoden und Übungen
- Reframing: Einschränkende Regeln in einem neuen Kontext betrachten und durch unterstützende Überzeugungen ersetzen (z.B. „Perfektion ist Pflicht“ → „Fehler sind Lernchancen“).
- Identifikation und Veränderung von Beliefs: Präskriptive Regeln durch gezielte Fragen hinterfragen: „Ist diese Regel wirklich wahr?“
- Visualisierung: Sich vorstellen, wie das Leben aussieht, wenn eine Regel verändert oder aufgehoben wurde.
Synonyme oder verwandte Begriffe
- Normen
- Überzeugungen (Beliefs)
- Verhaltensstandards
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Wissenschaftlich: Präskriptive Regeln sind zentral für die Sozialpsychologie und erklären, wie Normen und kollektives Verhalten entstehen.
- Praktisch: In NLP dienen sie dazu, einschränkende Glaubenssätze aufzudecken und in förderliche Überzeugungen zu transformieren.
Kritik oder Einschränkungen
- Kulturelle Unterschiede: Was in einer Kultur als verbindliche Regel gilt, kann in einer anderen unpassend erscheinen.
- Konfliktpotenzial: Unterschiedliche präskriptive Regeln können zu Missverständnissen und Spannungen führen.
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1975). The Structure of Magic I. Science and Behavior Books, Palo Alto.
- Dilts, R. (1998). NLP: The New Technology of Achievement. HarperCollins.
- Fiske, S. T., & Taylor, S. E. (2013). Social Cognition: From Brains to Culture. McGraw-Hill Education.
Metapher oder Analogie
Präskriptive Regeln sind wie unsichtbare Gärtner im Garten des Geistes: Sie bestimmen, welche Pflanzen wachsen dürfen, welche zurückgeschnitten werden und wie der Garten aussieht. Im NLP geht es darum, diese Gärtner bewusst wahrzunehmen, ihre Anweisungen zu hinterfragen und neue Samen zu pflanzen – damit ein flexibler, lebendiger und förderlicher Garten entstehen kann.






