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Meta-Position

Definition

Die Meta-Position bezeichnet im NLP eine übergeordnete Wahrnehmungsposition, die es einer Person ermöglicht, sich selbst, andere oder Situationen von außen – also aus einer distanzierten, neutralen Perspektive – zu betrachten.

Die Meta-Position ist eine kognitive Perspektive, die es ermöglicht, über eigene Gedanken, Gefühle oder Interaktionen zu reflektieren, ohne emotional involviert zu sein. Im NLP ist sie ein zentrales Element vieler Modelle, insbesondere bei der Arbeit mit Wahrnehmungspositionen, bei Re-Imprintings, im Meta-Spiegel oder bei der Zeitlinienarbeit. Sie erlaubt es, sich von einer assoziierten Position zu dissoziieren und dadurch mehr Wahlfreiheit, Objektivität und Einsicht zu gewinnen.

Die Meta-Position unterscheidet sich von der ersten Position (assoziiertes Erleben aus dem eigenen Selbst), der zweiten Position (Empathie durch Hineinversetzen in den anderen) und der dritten Position (beobachtende, dissoziierte Außenperspektive), obwohl sie der 3. Position verwandt ist. Die Meta-Position kann auch eine noch abstraktere, logisch übergeordnete Reflexion über das gesamte System sein (z.B. in der vierten Position nach Robert Dilts).

Ursprung und Theoretischer Hintergrund

Die Idee der Meta-Position wurde maßgeblich im Rahmen der NLP-Entwicklung durch Richard Bandler und John Grinder in den 1970er Jahren aufgegriffen. Inspiriert wurden sie durch systemische Ansätze (insb. Gregory Bateson) und die Familientherapie von Virginia Satir, bei der „Außenperspektiven“ in Familienkonstellationen zentrale Bedeutung hatten.

Ein vertiefter theoretischer Zugang stammt von Robert Dilts, der in den 1980er und 1990er Jahren das Konzept der Wahrnehmungspositionen (1., 2., 3., Meta-/4. Position) im NLP systematisierte, u. a. im Rahmen seiner Modelle zur systemischen Veränderungsarbeit, Re-Imprinting und zum Meta-Spiegel.

Anwendungsbeispiele

  • Ein Coach bittet den Klienten, sich vorzustellen, wie er sich selbst und eine andere Person aus der Perspektive eines neutralen Beobachters wahrnimmt, um Muster in einem Konflikt zu erkennen.
  • In einem Streit zwischen zwei inneren Persönlichkeitsanteilen (z.B. Pflichtgefühl vs. Freiheitswunsch), wird eine Meta-Position eingenommen, um beide Seiten wertschätzend zu betrachten und zu vermitteln.
  • In der Zeitlinienarbeit steigt ein Klient „über“ seine Zeitlinie und betrachtet wichtige Lebensereignisse mit Abstand – z.B. zur Integration eines belastenden Kindheitserlebnisses.

Einsatzbereiche

  • Therapie: Zur Dissoziation bei emotional aufgeladenen Themen und zur Förderung von Reflexionsfähigkeit.
  • Coaching: Zur Mustererkennung in Kommunikations- oder Entscheidungsprozessen.
  • Führungskräftetraining: Um Konflikte im Team aus einer neutralen Position zu analysieren.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Förderung von Selbstbeobachtung, Achtsamkeit und Metakognition.
  • Konfliktlösung: Erhöht die Fähigkeit, sich in verschiedene Standpunkte hineinzuversetzen und dabei objektiv zu bleiben.

Methoden und Übungen

  • Wahrnehmungspositionen (1.–3./Meta): Der Klient nimmt nacheinander die eigene, die Perspektive des Gegenübers und eine neutrale Beobachterposition ein. Die Meta-Position wird genutzt, um das gesamte Beziehungssystem zu reflektieren.
  • Meta-Spiegel (nach Robert Dilts): Vier Positionen auf dem Boden werden mit Bodenankern markiert. Die vierte (Meta-)Position dient dazu, die Dynamik zwischen „Selbst“ und „Beobachter“ zu analysieren.
  • Zeitlinienarbeit: Die Meta-Position wird eingenommen, indem der Klient über seiner Zeitlinie „schwebt“ und aus dieser Perspektive vergangene, gegenwärtige und zukünftige Ereignisse beobachtet.

Anleitung (vereinfachtes Beispiel):

  1. Klient beschreibt eine belastende Szene in der ersten Position (assoziiert).
  2. Danach wird er eingeladen, sich in eine Beobachterrolle zu versetzen (3. Position).
  3. Schließlich nimmt er eine Meta-Position ein, um zu betrachten, wie er selbst aus der 3. Position über die Situation denkt und fühlt.

Synonyme oder verwandte Begriffe

  • Beobachterposition
  • Dissoziierte Position
  • Vogelperspektive
  • 4. Position (nach Dilts)

Abgrenzung:

  • Die 3. Position beschreibt das Beobachten eines Geschehens von außen (klassisch: wie eine Fliege an der Wand).
  • Die Meta-Position geht über die 3. Position hinaus: Sie kann mehrere Beobachterperspektiven gleichzeitig reflektieren oder eine systemische Meta-Reflexion umfassen (z.B. Beobachtung des Beobachters).

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen

  • Praktischer Nutzen:
    • Fördert emotionale Selbstregulation durch Dissoziation.
    • Unterstützt das Verstehen komplexer Systeme und Interaktionen.
    • Hilft, automatische Reaktionen zu unterbrechen und neue Optionen zu erkennen.
    • Wird in Mediation, Supervision und Organisationsentwicklung eingesetzt, um „übergeordnete“ Dynamiken sichtbar zu machen.
  • Wissenschaftliche Parallelen:
    • Entsprechungen finden sich in Konzepten wie „Metakognition“, „Theory of Mind“, „Selbst-Reflexivität“ oder „second-order observation“ (z.B. in der Systemtheorie nach Luhmann).

Kritik oder Einschränkungen

  • Übermäßige Dissoziation: Die Meta-Position kann – bei emotionalen Themen – als Flucht aus dem Erleben dienen. Integration sollte daher Ziel bleiben.
  • Kognitive Überforderung: Nicht jeder Klient kann spontan zwischen Wahrnehmungspositionen wechseln; methodische Anleitung ist erforderlich.
  • Abgrenzung zur Realität: Es besteht die Gefahr, dass Klienten zu „verkopft“ werden und ihre Gefühle nicht mehr ernst nehmen.

Literatur- und Quellenhinweise

  • Dilts, Robert (1990): Changing Belief Systems with NLP. Meta Publications.
  • Bandler, Richard & Grinder, John (1975): The Structure of Magic I. Science and Behavior Books.
  • Andreas, Steve & Andreas, Connirae (1987): Reframing: Neurolinguistic Programming and the Transformation of Meaning.
  • Jochims, I. (2006). NLP für die Seele: Emotionale Intelligenz und Selbstheilung aktivieren. Junfermann.
  • Mohl, Bernd (1996): Selbstbegegnung und Veränderung. Vandenhoeck & Ruprecht.

Metapher

Die Meta-Position ist wie ein Regisseur, der aus dem Zuschauerraum beobachtet, wie die Schauspieler auf der Bühne (die inneren Anteile oder Konfliktparteien) agieren – ohne selbst in das Drama verwickelt zu sein.